20/11/2022

Experimentelle Aufwertung eines Alltagsorts: Chilbiplatz Thalwil

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Ende Oktober war der Chilbiplatz wieder für kurze Zeit der Mittelpunkt des Lebens von Thalwil. Nun ist er zurück im Alltag: ein leerer Platz. Doch seit 2019 hat sich die Leere verändert. Mit minimalem Budget und experimentellem Ansatz wurde der Parkplatz und Entsorgungsort inmitten des Orts zu einem Platz, der auch in Zeiten ohne Anlässe einen rauen Charme besitzt.

Den grössten Teil des Jahres eine leere Fläche inmitten der Gemeinde, wenige Wochen im Jahr der Mittelpunkt des Lebens: Dieses Schicksal teilt der Chilbiplatz in Thalwil mit vielen ähnlichen Orten. Gestalterisch und stadträumlich ist das eine Herausforderung.

2018 schrieb die Gemeinde einen Wettbewerb zur Aufwertung des Platzes aus. Die Krux: Die Offenheit und Befahrbarkeit muss für die temporären Nutzungen auch künftig voll gewahrt bleiben. Unser Wettbewerbsprojekt punktete mit wenigen gezielten Eingriffen und einem experimentellen Ansatz, wie ihn das minimale Budget erforderte.

Das Konzept war ein Drei-Punkte-Plan: Erstens erhielt der offene Kiesplatz eine dreiseitige räumliche Fassung: eine gewellte Wildhecke, in der Bäume stehen, bildet den starken Rücken, der die offene Fläche zum gefassten Platz macht. Geschwungene Sitzbänke folgen der Wellenform der Hecke, stärken so die markante Form und schaffen Aufenthaltsqualität im Baumschatten.

Zweitens wurde der Platz, der von Nordwesten her wegen des Höhensprungs bislang unzugänglich gewesen war, mit einer Treppe auch von dieser Seite erschlossen und so von der Sackgasse zum Durchgangsraum.

Drittens wurden Lösungen gesucht, den stark verdichteten Kiesboden ohne einen teuren, tiefgündigen Aushub oberflächlich aufzulockern und so zumindest einen lockeren, schotterrasenartigen Bewuchs zu ermöglichen: Auf Testflächen wurde der Boden unterschiedlich tief gelockert und mit besonders robusten Kräutermischungen angesät, die intensive temporäre Belastungen wie zur Chilbizeit ertragen. Die beste Lösung wurde schliesslich für den ganzen Platz angewandt. Sie soll ein unregelmässiges, locker grünes Bild ergeben. Damit das Grün währende der Veranstaltungsfreien Zeit ungehindert wachsen kann, wurden die Parkierungsflächen am westlichen Rand der Fläche konzentriert. Das Grün spriesst sichtlich zwischen und unter den Fahrgeschäften und auch erste Trampelpfade haben sich gebildet. Die langfristige Entwicklung auf dem verdichteten Grund ist abzuwarten. Gelingt der Versuch, ist viel gewonnen. Gelingt er nicht, ist nicht viel verloren. Der neue Platzrahmen sorgt in jedem Fall für grundlegende räumliche Qualitäten.

Alle Fotos: Thomas Haug, www.thomashaug.ch
Mehr zur Geschichte des Chilbiplatzes Thalwil finden Sie hier.