29/1/2024

Schwammstadt entwerfen: Swissbau-Keynote-Session mit ORT am 16.1.2024

No items found.

Seit 50 Jahren findet alle zwei Jahre die Swissbau statt. Auch dieses Jahr trug sie mit dem Gefäss Swissbau Focus zum interdisziplinären Dialog bei. ORT war dabei und brachte in der Keynote Session zum Thema "Schwammstadt entwerfen" am 16.1.2024 den Blick und die Praxiserfahrung der Landschaftsarchitektur ein: In einem Vortrag erläuterten Florian Seibold und Matthias Hartmann die vielen Dimensionen des Themas anhand von Projekten des Büros – von Hands-on-Beispielen auf der Kleinbaustelle bis zur Schwammstadt als transdisziplinärem Entwurfsprinzip auf städtebaulicher Ebene.

Wie so manche Landschaftsarchitekten entwarf und realisierte auch das Team von ORT schon lange, ehe die Schwammstadt im breiteren Bewusstsein der Planungs- und Baubranche ankam, Schwammstadtelemente. Denn das Prinzip – überschüssiges Regenwasser unterirdisch zu speichern und bei Trockenheit für Pflanzen und zur Verdunstung verfügbar zu machen – ist aus Sicht der Landschaftsarchitektur so naheliegend wie nötig und nützlich. Ein geschickter Regenwasserrückhalt entlastet nicht nur die Kanalisation bei Starkregen und hilft Hochwasserschäden zu vermeiden, sondern spart auch im Alltag Bewässerung und Unterhaltskosten. Das Wasser hilft Pflanzen, Trockenperioden zu überleben. So können sie zur Kühlung und Beschattung ihrer Umgebung beitragen und damit wiederum die Notwendigkeit baulicher und technischer Kühlung reduzieren. Und nicht zuletzt machen sie die Städte grüner und wohnlicher.


Eine alte Idee für für einen zukunftsfähigen Städtebau


Die Grundidee ist so alt wie die berühmten persischen Gärten. Neu ist an der Schwammstadt vor allem, dass sie sich nun, angesichts der Klimaveränderugen, auch bei uns vom Nischenthema zu einer transdisziplinären Aufgabe der Planungsbranche gemausert hat und ganze Stadtteile betrifft. Was wiederum das Potenzial im Vergleich zu Einzelmassnahmen enorm steigert.

Der unsichtbare Schwamm

Hilfreich, funktional und vorderhand unsichtbar sind Schwammstadtelemente, wo sie zumeist unter der Erde in die Gestaltung integriert werden. So etwa im Innenhof des Wesemlin-Quartierzentrums, wo alle Pflanzgefässe der Fassadenbegrünung unterirdisch verbunden sind und genügend Regenwasser speichern können, um die Pflanzen auch bei Trockenheit mit Wasser zu versorgen.

Schwamm mit gestalterischem Mehrwert

Interessanter wird es dort, wo Gestaltung und technische Lösung Hand in Hand gehen, wie etwa in der Siedlung Zurlinden. Die Aufgabe lautete, das Regenwasser der historischen Siedlung künftig vor Ort zu versickern. So entstand anstelle eines Asphalthofs ein Kieshof mit einer unterirdischen Rigole, der auch ein zweites Problem der Siedlung löste: Die dank der Wasserversorgung aus der Rigole mögliche Begrünung zoniert den Hof heute in den Gemeinschaftshof der Anwohnenden und den öffentlichen Freiraum zur Fritschiwiese hin. So wurde die ehemalige Asphaltwüsten nutzbar.

Das Quartier als Schwamm

Zukunftsweisend und besonders relevant wird das Thema Schwammstadt aber, wo es zum übergreifenden Entwurfs- und Gestaltungsthema ganzer Quartiere wird. So etwa im geplanten Quartier Baar Süd, in dem der Wasserhaushalt sich als prägendes Thema durch alle Bereiche und Planungsdisziplinen zieht und sie verbindet: Die blau-grünen Dächer der Häuser sind Wasserspeicher und Rückzugsorte der Natur; auf der Bodenebene macht die Gestaltung der öffentlichen Plätze das Wasser zum Thema: mit unterschiedlichen Bodensubstraten, die unterschiedliche Wassermengen speichern. So entwickeln sich verschiedene Vegetationstypen und -höhen – woraus wiederum das System von Vegetation, Bewegungs- und und Aufenthaltsbereichen abgeleitet wird. Und auch, wo das neue Quartier in die Landschaft übergeht, ist das Wasser gestaltgebendes Element: Hier geben die Entwässerungsgräben des ehemaligen Moors die Strukturen vor und werden zu ökologisch wertvollen Naherholungsbereichen, die bei bei Starkregen das Wasser aus dem Quartier aufnehmen können – was auch der Natur in diesen wechselfeuchten Bereichen zugutekommt.



Über 200 Zuschauerinnen und Zuschauer haben sich live oder online über diese und weitere Beispiele der Schwammstadt informiert. Wir freuen uns über das grosse Interesse und sind gespannt auf die weitere Entwicklung dieses wichtigen Themas. Auf der Website von Swissbau oder auf youtube ist diese gesamte Keynote-Session verfügbar.